Die Tiefsee ist der größte Lebensraum auf unserem Planeten – und doch weniger erforscht als die Mars-Oberfläche! Tauche mit dem TIERFREUND ab zu den Kreaturen der Finsternis.
Platsch! Torben ist Tiefseeforscher, doch er sitzt im Trockenen auf hoher See. Statt ihm fällt eine Kamera ins Wasser, und auf ihrem Weg nach unten läuft die Videoaufnahme. Der Film flimmert über einen Monitor, den Torben an Bord des Forschungsschiffes gebannt beobachtet. Gerade schießt ein Koboldhai durchs Bild, um eine Makrele zu verschlingen. Bald ist es im Wasser – und auf dem Bildschirm – pechschwarz. Eine leuchtende Qualle wabert vorbei, dann reißt ein Pelikanaal vor der Kamera sein gigantisches Maul auf. Doch was schwimmt da unten heran und blinkt?
„Neun von zehn Wesen in der Tiefsee sind unbekannt“
„Neun von zehn Wesen in der eisigen Tiefe sind noch völlig unbekannt“, sagt der Meeresbiologe Torben Riehl. Er arbeitet beim Senckenberg-Institut in Frankfurt am Main, das in seinem Naturmuseum eine neue Abteilung zum Thema eröffnet hat. Früher tauchten Wissenschaftler wie Torben selbst ab ins Ungewisse: Schon 1934 brachte eine Tauchkugel zwei Männer vor den Bermuda-Inseln erstmals auf eine Tiefe von knapp 1.000 Metern. Sogar in den 11.000 Meter tiefen Marianengraben wagte sich 1960 ein U-Boot hinab! Das gilt bis heute als Weltrekord – und als viel zu gefährlich. In der Tiefsee herrscht ein enormer Druck: In 1.000 Metern Tiefe lastet auf jedem Quadratzentimeter ein Gewicht von 100 Kilogramm! Daher setzt die Forschung heute auf Roboter mit Kameras, Armen und Saugapparaten: „Damit forschen wir viel freier und sicherer“, sagt Torben. Manche Raupenfahrzeuge für den Meeresgrund haben die Wissenschaftler gemeinsam mit Weltraum-Spezialisten entwickelt: Auf dem Mars sind ganz ähnliche Geräte unterwegs, die extreme Bedingungen aushalten!
Die Lebewesen der Tiefsee muten außerirdisch an: Viele Fische haben lange spitze Zähne, riesige Mäuler und dehnbare Mägen. So können sie auch große Brocken verschlucken. Jeder Happen zählt, denn viel zu fressen gibt es nicht im ewigen Dunkel – schon gar keine lebenden Pflanzen. Darum sind fast alle Tiere hier als Resteverwerter von abgestorbenen Pflanzen oder als Räuber unterwegs.
Hier findet sich der komplette Beitrag aus dem TIERFREUND, Ausgabe 01/2021.